Bei Kinderland von mawil habe ich mehrere Ausnahmen gemacht. Eigentlich hatte ich online nach ganz anderen Comics oder Graphic Novels Ausschau gehalten. Doch dann wurde mir dieses empfohlen. Und weil mich das Cover (sowohl sein Stil als auch die abgebildeten Themen) angesprochen hat und ich scheinbar in Kauflaune war, habe ich den Klick riskiert. Die zweite Ausnahme war die Lesereihenfolge: erst Ro, dann ich. Eigentlich mag ich es ja nicht, wenn ich mir ein Buch kaufe und jemand anders es dann vor mir liest und möglicherweise etwas verrät. Aber dieses Mal ging es gut, ich konnte das Spoilern in ein Teasern abfälschen und freute mich schließlich, mit mawils Hilfe erneut in meine eigene Jugend voller Tischtennis, Ferienlager und Mauerfall abzutauchen.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis. Empfohlen von einem talentierten Autor, dessen Texte ich regelmäßig redigiere. Na gut, dachte ich, schaue ich mir Widerfahrnis von Bodo Kirchhoff einmal genauer an. Und siehe da, eine Inspiration. Ausführliches, detailliertes Erzählen, das mag ich. Und auch Selbstbestimmtheit. Denn ohne Anführungszeichen geht scheinbar auch. Sehr schön. Außerdem: Gedruckt auf Papier aus verantwortlichen Quellen.
So. Komme ich zu Career Suicide von Bill Kaulitz. Knapp vierhundert Seiten in nur sieben Tagen gelesen. Spricht das alleine schon für dieses Buch? Ich denke schon – und lege diese Autobiografie deshalb vor allem Menschen ans Herz, die sich für die Werdegänge musikalischer Newcomer und für – ich sage es mal so – kritisch zu hinterfragende Abläufe in der Musikindustrie interessieren. Manchmal denke ich nach dem Lesen von Musikerbiografien: Kennt man eine, kennt man alle. Denn Sex and Drugs and Rock’n’Roll, Abstürze und Enttäuschungen gehören scheinbar immer dazu und bieten sicherlich auch oft den Stoff fürs nächste Album. Aber diese hier ist doch ein bisschen anders, vor allem durch ihre feine Prise ostdeutsche Provinz des 21. Jahrhunderts. Das hat mir ganz gut gefallen. Auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.
Die schlechteste Hausfrau der Welt von Jacinta Nandi hat mir doch tatsächlich jemand nahegelegt, der durchaus aussagekräftig im Hinblick auf mein ganz individuelles häusliches Engagement ist. Tja, was soll ich dazu sagen? Dieses Buch fetzt. Die Autorin beschreibt frisch und frei und sehr unterhaltsam von der Leber weg, wie sich ihr Leben als Autorin, Mutter, Feministin, Partnerin, Freundin, Tochter und eben Putzfrau in den eigenen vier Wänden gestaltet. Und dieses Buch fetzt auch, weil ich es mag, wenn ich in belletristischen Werken Worte recherchieren muss. Jawohl! Hier war es #tradwives. Ach herrje!